Der Muskelpapst auf Instagram
Auch der Muskelpapst lebt mittlerweile im digitalen Zeitalter. Damit unsere Kirche weitere Verbreitung findet, haben wir uns kürzlich überlegt, wie wir noch mehr potenzielle Gläubige erreichen. Dazu kamen wir mit zahlreichen Muskelpriestern aller Altersklassen zu einem Muskel-Konzil zusammen. Ein junger Priester, der den Wunderwerken der Technik nicht ganz abgeneigt war, erzählte uns von einer leuchtenden Plattform namens Instagram. Dort kann man Bilder und kleine Textausschnitte teilen. Das erinnerte die Älteren von uns fürwahr an unsere bekannten Gebetsbücher mit Muskel-Psalmen und zauberte ihnen ein wohliges Lächeln aufs Gesicht.Wo - wenn nicht dort - finden unsere heiligen Bildnisse mit weisen Worten von mächtigen Muskelpriestern den besten Anklang? Doch bevor wir dort unseren Körperkult verbreiten konnten, wollten wir uns überlegen, wie wir eine große Reichweite erzielen.
Ein konservativer Gläubiger sprach davon, man könne ja einfach wie auf einem Marktplatz herumschreien, bis Leute stehenbleiben. Ein anderer erklärte ihm, dass Instagram auch so ähnlich funktioniere, doch bei weitem nicht so viele Leute stehenbleiben und lauschen, wenn wir das falsche Schlüsselwort, das so genannte #hashtag verwenden. Außerdem ist es relevant, wie frequentiert unser Marktplatz ist. Der Wochenmarkt von Buxtehude beispielsweise ist kein Vergleich zu dem Vorplatz des Kölner Doms.
Doch wie genau wollten wir möglichst viele Leute bekommen, die unseren Worten lauschen? Wie andere große Kirchen hatten wir die Wahl, ob wir die Leute mit der üblichen Mischung Angst, Geld oder einfach verdaulichen Heilsversprechen an uns binden. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns damit beschäftigt, wie es funktioniert, Reichweite bei Instagram mit einer Finanzspritze aufzubauen.
Damit wir eine brauchbare Grundreichweite erhalten, wollen wir deshalb Instagram Follower kaufen. Follower sind Menschen beziehungsweise Nutzerkonten, die jemanden abonniert haben, um ihm eben zu folgen. Bei unserem Anbieter haben wir besonders auf wichtige Einzelheiten geachtet. So kommen diese Follower aus einem so genannten Tauschnetzwerk. Es sind also echte Accounts und keine Zombie-Konten. Zwar sind uns als große Kirche auch Heerscharen von willenlosen Zombies in unserer Anhängerschaft sehr willkommen, doch für den Anfang sollen es Accounts sein, die auch wirklich mit Leben gefüllt sind und ein wenig interagieren.
Der Hintergrund ist ein einfacher und tief in der Psychologie des Menschen verwurzelt: Die Anzeige der so genannten Follower sollte für einen geneigten Leser bereits eine gewisse Größe haben. Das löst das Gefühl aus, dass die Seite interessant und folgenswürdig ist.
Es ist das Verlangen des Menschen, dazuzugehören. Ein starkes Betäubungsmittel, das wir uns als (nicht anerkannte) Glaubensrichtung natürlich zu Nutze machen. Mit einer Gewissen Grundanzahl an Followern lassen sich die schlimmsten Startschwierigkeiten einer neuen Instagram-Seite sehr wirksam überwinden.
Um dies abschließend zu entscheiden, feierten wir noch eine Muskel-Messe. Hier traten mehrere Priester gleichzeitig in der Beinpresse gegeneinander an, um diesen Akt unserer Glaubensausweitung zu besiegeln.